Eine Störung der Darmflora wird als möglicher pathogenetischer Faktor für die Entstehung von chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) diskutiert. Nun wurde in einer amerikanischen populationsbasierten Fall-Kontrol-Studie mithilfe der Datenbank des Rochester Epidemiology Project der Zusammenhang zwischen Antibiotikatherapie und späterer Entwicklung einer CED untersucht. Dazu wurden 736 Personen, bei denen in den Jahren 1980- 2010 eine CED diagnostiziert worden war, 1472 Kontrollpatienten gegenübergestellt. Die Forscher registrierten die Antibiotika-Anwendung zwischen 3 Monaten und 5 Jahren vor der CED- Diagnose. 455 Patienten (62%) mit CED und 495 Kontrollpatienten (34%) hatten Antibiotika erhalten – dieser Unterschied war statistisch signifikant.
Das Risiko für die Entwicklung einer CED war nach Antibiotikatherapie um das 2,9-Fache erhöht; für Morbus Crohn war die Risikoerhöhung 3-fach und für Colitis ulcerosa 2,9-fach. Patienten im Alter unter 18 Jahren, die irgendein Antibiotikum erhielten hatten, hatten eine Risikoerhöhung um das 4,3-Fache; in der Altersgruppe 18-60 Jahre war die Risikoerhöhung 3-fach und in jener über 60 Jahren 2,7- fach. Bei 1-3 Antibiotikazyklen war das Risiko 2,6-fach, bei 4-6 Zyklen 4,6-fach und bei mehr als 7 Zyklen 10,3-fach.
Der Zusammenhang zwischen CED und Antibiotika-Anwendung war unabhängig davon, wie lange vor der CED-Diagnose die Antibiotikatherapie durchgeführt worden war: Im ersten Jahr war die Risikoerhöhung 3,6-fach; 2 Jahre nach der Antibiotikatherapie 2,4-fach; und 4 Jahre danach 2,6-fach.
Aniwan S et aI., J Crohns Colitis 2017; https://doi.org/10.1093/ecco-jcc/jjxl35